Ein Schreibratgeber aus Ceróns Serie: Nachschlagwerke, damit man es auch wirklich schafft, einen Roman zu veröffentlichen. Ceróns Buchtipps betreffen immer Englische Literatur. Man mag es Cerón nachsehen. Das ist eben so.
Bibliographische Angabe
Autor: Noah Lukeman
Titel: The First Five Pages
Verlag: Fireside Book, Rockefeller Center, New York, a trademark of Schuster & Schuster Inc., New York
Erschienen: 2000
Ich möchte hier ein Buch vorstellen, das alleine vom Titel her verspricht, ein echter Schreibratgeber zu sein. Es trägt den Untertitel: A Writer´s Guide to Staying Out of the Rejection Pile.
Schlagworte auf dem Buchcover, frei übersetzt:
Vermeiden Sie herkömmliche Manuskript-Fehler.
Erregen Sie die Aufmerksamkeit von Herausgebern und Verlagen.
Heben Sie Ihre Schreiben auf ein höheres Level.
Noah Lukeman ist ein Literaturagent aus New York. Seine Kunden sind Gewinner des Pulitzer-Preises, Bestseller-Autoren und Gewinner von diversen renommierten Buchpreisen. Er war Gastredner bei bekannten Foren, Organisationen und der Stanford-Universität.
Noah Lukeman hebt auf seinem Klappentext sechs Fehler hervor, warum ein Manuskript in der Prüfung durchfällt:
Ein schwacher Eröffnungs-Aufhänger,
Überdosierung von Adverben und Adjektiven,
Flache oder erzwungene Metaphern,
Melodramatische Plattitüden oder verwirrende Dialoge,
Kaum entwickelte Charakterisierung und leblose Schauplätze,
Unebenes Tempo und fehlerhafte Fortschritte.
Standardfehler! Nein? Ja! Aber wie schnell gerät man in diese Falle, weil die ersten fünf Seiten eben doch besonders spannend sein sollen, man sich verkrampft, man besonders eindrucksvolle Worte wählt usw. Noch nie erlebt, dass die ersten Sätze totgeschrieben wurden, um sie immer und immer zu toppen?
In seinem Schreibratgeber geht Noah Lukeman auf diese Fehler ein. Er bringt viele, viele Beispiele und Lösungen und am Ende jeden Kapitels einige Aufgaben. Die klingen einfach, aber sind so einfach nicht zu lösen. Ich bringe mal ein Beispiel für eine Aufgabe:
Da schreibt er:
›Nehmen Sie ein Objekt in Ihrem Zimmer und bringen zehn Vergleiche dafür. Benutzen Sie für die ersten fünf Vergleiche, für die nächsten fünf Metaphern.‹
Jetzt sagen Sie: Ist doch einfach. Habe ich doch schon in der Schule gemacht.
Klar. Ich auch. Aber wie lange liegt die Schulzeit zurück? Sind Sie noch in der Routine?
Also: Nehmen Sie ein Objekt und fangen an. Jetzt. Der Deckel der Kaffeekanne sieht aus wie, wie, wie...
Und? Einfach?! Ich fand das nicht leicht, nicht auf Kommando.
Lukeman warnt davor, Klischee-Vergleiche zu bringen. Er schreibt auch, dass jeder Vergleich das Objekt besonders beleuchten soll, uns etwas erzählen soll, dass wir von dem Objekt noch nicht wussten. Das fand ich noch schwieriger. Ich habe mich ertappt, dass ich schnell etwas erfand, um fertig zu sein. Nix mit Hervorhebung, nix Besonderes auch nicht. Gähnend langweilig eigentlich.
Noah Lukeman hat sein Werk in drei Hauptabschnitte unterteilt: Die Hauptprobleme, den Dialog und das größere Bild.
Der Abschnitt Hauptprobleme ist etwa vierundsechszig Seiten lang. Darin finden Sie zum Beispiel Tipps zur Präsentation, zu Adjektiven und Adverbien, zum Klang und Stil Ihres Textes.
Der Abschnitt Dialag umfasst gut dreißig Seiten und klärt uns unter anderem darüber auf, wann unsere Texte schwer zu verfolgen sind, wann der Leser quasi aussteigt. Auch nicht unwichtig, gerade nicht in den ersten fünf Seiten (die ja stellvertretend sind für das gesamte Buch).
Der letzte Abschnitt beschäftigt sich siebzig Seiten mit dem größeren Bild wie: Show don´t tell, Erzählperspektive, Charakterisierung, Aufhänger: im Englischen die sogenannten Hooks, Haken. Und mehr. Kennen wir aus anderen Ratgebern. Sicherlich. Aber bei manchen Erklärungen macht es eben eher Klick.
Noch eine Aufgabe. Noah Lukeman schreibt sinngemäß:
›Sie sollen eine Szene aus Ihrem Manuskript in drei verschiedenen Arten schreiben, jede beeinflusst von einer verschiedenen Facette des Hauptcharakters. Entstehen aus den verschiedenen Perspektiven andere Events? (Natürlich!) Und welche unterstützt die Szene besser?
Ich persönlich würde die Szenen lieber in Gedanken konstruieren, aus Zeitgründen halt und weil ich nicht gerne Texte für die Tonne schreibe, aber da hat jeder seine eigenen Methoden.
Abschließen möchte ich mit einem sinngemäßen Zitat von Noah Lukeman:
›Die Kunst des Schreibens kann nicht gelehrt werden aber das Handwerk.
Keiner kann Sie lehren Inspirationen zu finden oder Visionen zu vermitteln,
aber Sie können lernen, sich stark zu artikulieren.
***
© L.C., 3.1.23.
L. Cerón schreibt Abenteuerromane über Underdogs und Palastrevolutionen, stets mit einem Bezug zu Ökologie und Umweltschutz.
Disclaimer: Die hier vorgestellten Bücher sollen meinen Text untermauern. Sie sind also nur Werbung in eigener Sache. Ich erhalte keine Provisionen oder bin sonst wie mit den Verlagen oder den Autoren vernetzt. Vorsichtshalber möchte ich Sie darauf hinweisen, bevor ein falsches Bild entsteht. Danke. L. Cerón.