Entstehungsgeschichte

der Mariañaca-Saga

Plaudereien über die Saga: Hintergründe ... Planungen ... Quellen ... Privates ... Mythologien ... Fakten ... Inspirationen ... Anekdoten.

L O C A T I O N S

🍄 Eine panamerikanische Sage

Warum spielt meine Saga in Amerika, während ich in Europa lebe? Einfach, weil sie genau dort hingehört. Wildpferde, New York und die Route 66, dazu die unendlichen Weiten Südamerikas, von denen auch schon Paez und Bolívar schwärmten.

Die einförmigen Vorgartensiedlungen mit hübschen Blumenrabatten in steriler Investorenarchitektur Ökozid inklusive, die denken wir uns einfach überall weg und zaubern stattdessen ein wenig Aussteigermythos herbei.

Die Saga spielt also auf den Straßen der USA, in Mexiko und Südamerika - eine panamerikanische Saga. Als ich sehr jung war, da habe ich mir beim Schreiben Mexiko in der Größenordnung von Deutschland visualisiert. Aber das stimmt nun einmal nicht.


🌐 Landkarten

Also musste ich später - als die Sage authentischer wurde - umkonfigurieren. Da brauchte der Protagonist Flieger, um zu den Treffen zu kommen. Aber einfach in einen Flieger steigen, wenn einen die allgegenwärtige Drogenmafia sucht? Da brauchte es falsche Papiere und diverse geschickte Ablenkungsmanöver, all dies. So auch beschrieben in dem Band 13 Thancha, den Kapiteln vor und nach der Leseprobe, dich ich präsentiere: Das Café der Revolutionäre

Für Mexiko lud ich mir aus dem Netz die offizielle Straßenkarte als PDF herunter. Auch Südamerika stellte damals einige Detailkarten online, so dass ich die Route detailgetreu nachvollziehen konnte.

Heute, nachdem ich so viel SFF schrieb, würde ich das Ganze eher über den Daumen peilen, aber damals wollte ich es eben genau wissen.


🐎 Prärien und Wildpferde

Es fängt mit Wildpferden an und geht mit Andalusiern auf, schliesslich wollen wir ein wenig Wildwest mit der Moderne verknüpfen und das amerikanische Statussymbol Pferd - Freiheit in den Fokus rücken.

Die Prärien sind eine Hommage an die Leser, die wie ich, am liebsten die Route 66 entlang fuhren um unendlich zu träumen. Dabei habe ich auch Wildpferde recherchiert, mir sogar offizielle Standorte heruntergeladen. Nicht gerade ermutigend.

Noch immer töten Farmer Wildpferde, weil sie Angst haben, dass ihnen einen Pferdchen womöglich einen Grashalm wegfrisst, der eigentlich für seine Millionen Rinder gedacht ist.

Schade. Ich finde Landwirte wichtig und tüchtig. Doch manchmal nervt ihr Engagement und ihr Strukturdenken. Können sie nicht ein wenig laissez faire walten lassen? In den USA, hier, überall. Manche nehmen sich alles. Das sollte so nicht sein. - Stop! Ich meine natürlich das pädagogische laissez faire, nicht das Neoliberale, bewahre!


🏡 Metropolen

Metropolen in den USA ... Hier spielte ein gewisser Eigennutz eine Rolle, denn das neu aufkommende Internet bot eine Fülle an Bildern, wie man sie früher nicht finden konnte. Liegt es da nicht nahe, dass man - wenn man als Hobby schreibt - ganz, ganz lange Chicago recherchiert?

Um ein Kapitel in Red Hook, New York, spielen zu lassen, lud ich mir aus dem Netz zweihundertachtunddreißig Bilder und insgesamt dreihundertvierundachtzig MB Inspirationen herunter, um in den richtigen Groove zu kommen. Das war für 2006 eine echt gigantische Menge!

Leider gilt für Red Hook das gleich wie für die Wildpferde. Es hat mich schon traurig gestimmt, dass die alten Industriegebäude abgerissen wurden, nur um einen Betonklotz einer international agierenden Möbel- und Einrichtungskette zu errichten.

Nicht, dass ich kategorisch an allem Alten hänge und alles bewahren möchte, je staubiger es ist. Doch es gibt auch unser industrielles Kulturerbe. Ist sogar ein Studiengang: Industrie-Archäologie! Da wird entschieden, was schützenwert ist und dann werden Nutzungspläne erarbeitet. Kaum zu glauben, welche Gebäude geschützt werden!


🚤 Red Hook, New York

Eine meiner Lieblingsszenen stammt aus Shoot the Freak. Das Kapitel stelle ich auch als Leseprobe zur Verfügung: Auf dem Dach der Welt. Hier ein Exzerpt:

Die Freaks sind aus dem „juvie” (juvenile correction center) ausgebrochen, nach New York geflüchtet und in einem Abbruchhaus in Red Hook gestrandet. Neal ist enttäuscht und zornig, weil alles für ihn vorbei ist. Er setzt sich von den anderen ab und schlendert durch Red Hook.

Dabei sieht er das Graffito

SHOOT THE FREAK
LIVE HUMAN TARGET

Er assoziiert damit sich selbst: Einer der unfreiwillig zum Ziel wurde und nun beschossen wird.

Neal streift weiter durch Red Hook. Er setzt sich auf einen Kai gegenüber der Freiheitsstatue und reflektiert. Dabei wirft er Kieselsteine ins Wasser, wie um sich für seine verpfuschte Vergangenheit zu ohrfeigen. Danach ersinnt er neue hochfliegende Ziele, wie er sich retten kann, wie er sein Leben wieder in den Griff bekommt.

Wir atmen auf. Endlich wendet sich das Blatt. Doch keine fünf Minuten später verwickelt sich Neal in eine rüde Rauferei. Ihm wird klar, dass er seine Pläne nie verwirklichen kann. Uns wird klar, dass dies erst der Anfang von dem ist, was jetzt noch kommt.

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